Ein sich immer wiederholendes Piepen ist bei Anbruch der Dunkelheit in letzter Zeit in unserer Umgebung zu hören. An einigen Abenden bin ich dem Geräusch schon nachgegangen, konnte den Verursacher aber nicht sehen. So richtig geht das Gepiepse ja auch erst mit Anbruch der Dunkelheit los. Eindeutig kommt das Geräusch aus den Bäumen zwischen den Hausgärten. Ein wenig erinnert es an den Ruf des Steinkauz, aber der piept nicht immer weiter und gleich mehrere Steinkäuze an einer Stelle, wo man ihn eigentlich nicht erwarten sollte?
Ein Eulenvogel mit einem ungewöhnlichen Ruf müsste es sein. Ich konnte den Ton aufnehmen und ihm Peter Meyer vom NABU Bonn vorspielen. Für den erfahrenen Ornithologen war klar, dass es sich um junge Waldohreulen handeln müsste.
Gestern ging ich dann auf die Pirsch und hatte schnell wieder das Piepsen aus verschiedenen Richtungen von verschiedenen Bäumen gehört. Zu sehen war aber zunächst nichts, obwohl es noch nicht ganz dunkel war. Dann plötzlich sah ich einen dieser Piepser fliegen, eindeutig ein Eulenvogel. Er flog in Richtung eines Flachdachanbaus. Schnell ging ich zur Straßenseite des Hauses und in der Tat, da saß sie, eine junge Waldohreule, die kurzen Öhrchen waren gut zu sehen. Und plötzlich piepst es hinter mir, da sitzt doch beim Haus gegenüber noch eine auf der Antenne und kurze Zeit später setzt sich eine dritte auf den Giebel des Daches. Die Rufe deuteten auf mindestens vier „Ästlinge“, wie die Jungtiere genannt werden. Nach der Sichtung bestätigt sich die Artbestimmung des erfahrenen Ornithologen.
Jetzt weiß ich wenigstens wer dort in der Nacht piept.
Informationen zur Waldohreule, Asia otus, gibt es z.B. im Netz hier.
In der Roten Liste NRW 2008 der Brutvogelarten wird die Waldohreule als gefährdet eingestuft, die gleiche Einstufung erfolgt bei uns in der Niederrheinischen Bucht. Die Situation dieser Eulenart hat sich verschlechtert, 1997 war sie noch in der Vorwarnliste zur Roten Liste.
Nach dem Brutvogelatlas 2013 gibt es bei uns wurden in unserem Planquadrat der TK25 noch 1-10 Brutvogelpaare dieser Art gesichtet. Hier wird der Rückgang dieser streng geschützten Art auf die Abnahme und Verschlechterung der Nahrungshabitate zurückgeführt. Besonders der Verlust von Dauergrünland und Stilllegungsflächen führe zu einer Beeinträchtigung. Entscheidend ist der Rückgang der Kleinsäuger, die entsprechende Strukturen wie Hecken, Brachflächen, Säume und Feldrainen benötigen. In NRW ist die Waldohreule nach Waldkauz und Steinkauz nur noch die dritthäufigste Eulenart.
Unser schutzwürdiges Biotop Mirbachtal mit seiner Waldrandlage und angrenzendem Offenland bietet der Waldohreule offenbar ein ideales Habitat. Das Vorhandensein der Jungtiere zeigt, dass diese Eulenvögel hier gebrütet haben. Es fühlt sich also nicht nur der Grünspecht, der Vogel des Jahres, hier wohl.
Eine schöne Beobachtung, nur leider kein Foto.